MTB kaufen trotz Lieferschwierigkeiten?

Lieferschwierigkeiten wegen Corona

Wir allen haben es in den Nachrichten gehört. Die Corona-Pandemie hat die globalen Lieferwege ordentlich durcheinander gebracht. Das betrifft die Fahrradindustrie in besonderem Maße, denn viele unserer hoch geschätzten MTB-Teile entstehen im Zusammenspiel vieler wirtschaftlicher Akteure, die stark über den Globus verteilt sind. Hinzu kommt, dass Radfahren in der Pandemie noch attraktiver geworden ist. Viele Team- und Indoorsportarten haben aufgrund der Pandemiemaßnahmen eine Pause eingelegt – Radfahren hingegen war und ist nach wie vor gut möglich und genießt dementsprechend sogar Zulauf. Das heißt: Probleme bei der Produktion treffen auf höhere Nachfrage. Man muss kein Ökonom sein um zu verstehen, dass dies entweder Preisanstiege oder Lieferschwierigkeiten – oder wie wir in diesem Artikel zeigen wollen – beides nach sich zieht. Sollte man also aktuell ein MTB kaufen trotz Lieferschwierigkeiten?

Aktuelle Lieferzeiten und Preisanstiege bei MTB-Versendern

Wir wollen uns bei dieser Kurzanalyse auf drei MTB-Versender konzentrieren: Radon, Canyon und Rose. Bei Online-Versendern stellt sich die Recherche nämlich deutlich einfach dar, als bei vielen Händlern Preise und Lieferzeiten abzufragen. Den Trend den wir hier sehen lässt sich vermutlich aber für die gesamte MTB-Welt erkennen. Außerdem konzentrieren wir uns explizit auf MTBs im Bereich von 1000-1500 Euro an. Unser Eindruck ist, dass dieses Preissegment besonders unter Druck steht. Denn hier greifen nicht nur die preisbewussten MTB-Veteranen zu, sondern auch die Neueinsteiger in unserem Sport.

Radon

Bei Radon konzentrieren wir uns auf das Einsteiger MTB Jealous AL 8.0 für 1099 Euro. Das Jealous AL 8.0 ist derzeit nicht lieferbar und soll frühestens in der KW 19 bestellbar sein – also Mitte Mai. Ganz ähnlich sieht es bei vielen anderen Hardtails von Radon aus.

Die Preissteigerungen bei Radon sind spürbar aber nicht extrem. Vor ein paar Monaten war das gleiche Bike noch für 1049 Euro haben, knapp 4.5 % weniger. Auch ist das Jealous AL 8.0 im Vergleich zu den vorherigen Jahren nicht deutlich teurer geworden bei ähnlicher Komponentenqualität. Radon glänzt also weiterhin durch ein sagenhaftes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das bringt aber nur denen etwas, die auch gewillt sind lange auf ihr Wunsch-MTB zu warten.

Auch sonst hat Radon große Lieferschwierigkeiten. Sage und schreibe nur vier (nicht-elektrische) MTBs sind aktuell bestellbar (Stand Ende Februar). Alle sind in den höheren Preissegmenten ab ca. 1800 Euro angesiedelt.

Canyon

Bein Canyon betrachten wir das Hardtail Grand Canyon 7 für 1249 Euro. Hier können wir eine deutliche Preissteigerung feststellen. Letztes Jahr gab es das gute Stück noch für 1169 Euro (UVP), also für 7.5% weniger als heute.

Bei der Wartezeit sieht es nicht besser aus als bei Radon. In den Rahmengrößen M und aufwärts ist das Rad erst im „Frühling“ bestellbar. Wann bei Canyon der Frühling beginnt ist aber nicht weiter erklärt. Ein Hinweis darauf, dass man bei Canyon erst später aus dem Winterschlaf erwachen wird gibt es aber bei den schon jetzt bestellbaren Rahmengrößen XS und S. Hier ist die Lieferung für den April avisiert.

Aber in anderen Preissegmenten hat Canyon anscheinend deutlich mehr auf Lager. So sind viele Mountainbikes der Hardtail-Reihe Exceed sofort lieferbar (ab 1600 Euro), auch viele Fullys sind ohne Aufschub bestellbar.

Rose

Zu guter Letzt schauen wir uns das Rose Count Solo 3 für 1069 Euro an, welches gemessen an den Komponenten in der gleichen Liga wie das Radon oder Canyon MTB spielt. Das Bike wird zum gleichen Preis verkauft wie schon letztes Jahr, wo es mit einem UVP von 1069 Euro an den Start ging.

Aber es kommt noch besser für Rose-Fans. Das MTB ist nämlich auch sofort bestellbar und in 4-8 Tagen – laut Rose-Webseite – lieferbar. In unserem kleinen Test wäre es also das einzige MTB, welches sofort lieferbar wäre.

Eine kurze Recherche in anderen Preissegmenten offenbart jedoch auch große Lieferprobleme bei Rose. So sind die Bikes der Serie Psychopath (Carbon-Hardtails) sowie Thrill-Hill (Fullys) aktuell nicht verfügbar.

Wann ist mit Entspannung zu rechnen?

Unsere Kurzanalyse des Versender-MTB-Marktes ergibt also ein ernüchterndes Fazit. Viele Mountainbikes sind nicht nur aktuell lieferbar. Wenn sie es denn dann irgendwann mal sind, wird man etwas tiefer in die Tasche greifen müssen als noch letztes Jahr.

Wir haben versucht auf den Hersteller-Webseiten nach Gründen für die Lieferschwierigkeiten abzusuchen und sind nur bei Canyon fündig geworden:

Es gibt im Moment zu wenig Bauteile und Komponenten, die zugesagten Termine können von den Zulieferern oft nicht eingehalten werden, und die durch die Corona-Pandemie eingeschränkten Transport-Möglichkeiten wirken sich immer noch einschränkend auf den internationalen Warenverkehr aus.

Link: https://www.canyon.com/de-de/blog-content/pr/blog/delivery-times-2021.html

Informationen darüber, wie lange dieser Ausnahmezustand noch anhält findet man nicht. Für alle, die aktuell mit dem Gedanken spielen ein neues MTB zu kaufen gibt es also oft nur zwei Möglichkeiten: Abwarten oder sich mit einem aktuell lieferbaren MTB – auch wenn es nicht das Traumbike ist – zufrieden zu geben. Also ein MTB kaufen trotz Lieferschwierigkeiten? Hängt von eurer Geduld ab!

Wie sind eurer Erfahrungen? Schreibt uns gerne in Facebook oder per info@transalpbiker.de – wir nehmen eure Tipps und Kommentare gerne auf!